Qualifikationsverfahren: positive Bilanz trotz Coronavirus

 

Trotz einschneidender Schutzmassnahmen konnten die praktischen Lehrabschlussprüfungen der Maurer EFZ und der Baupraktiker EBA in geeignetem Rahmen stattfinden. 

In der Maurerlehrhalle des Centre professionnel des métiers du bâtiment (CPMB) in Colombier herrscht eine konzentrierte Stimmung, und zwar aus gutem Grund: Neun Maurerlernende des dritten Lehrjahres absolvieren ihre Lehrabschlussprüfung, um ihr EFZ zu erlangen. Im CPMB wurde viel Wert darauf gelegt, das diesjährige Qualifikationsverfahren durchzuführen, damit die praktische Abschlussprüfung trotz Schutzmassnahmen wie gewohnt stattfinden konnte.  


Für Jean-Michel Perret, den Verantwortlichen der Maurerlehrhalle, lag die Herausforderung primär in der Vorbereitung. «Am Anfang ging es um die Frage, ob die Maurerlehrhallen die Prüfungen überhaupt durchführen dürfen oder nicht. Wir wurden in den gesamtschweizerischen Prozess eingebunden, der es ermöglicht hat, dem Bund in Rekordzeit ein Konzept vorzulegen. Dank dem Zusammenhalt der Maurerlehrhallen und der hervorragenden Zusammenarbeit mit dem SBV haben wir vom SBFI die Zustimmung für die Durchführung der praktischen Prüfungen erhalten.» 
 
Aus der Distanz 
So erstaunt es nicht, dass das Hauptaugenmerk auf die Abstandsregeln gelegt wurde. Der Chefexperte Yves Jakob sagt es so: «Wir hatten Glück, denn das Platzangebot des CPMB war ausreichend, um jedem Lernenden eine Fläche von 20m2 zu gewähren, auch weil die Anzahl Kandidaten dieses Jahr eher bescheiden war. Die Experten waren unter Druck, denn sie mussten die Abstandsregeln durchsetzen, während die jungen Berufsleute in der Halle zirkulierten, insbesondere auch die Helfer, die den Kandidaten das Material brachten.» Natürlich wurden die Kandidaten im Vorfeld über die Schutzmassnahmen informiert und instruiert. «Ihre Motivation war unverändert hoch, denn sie konnten vor den Prüfungen sämtliche überbetrieblichen Kurse absolvieren und in den vergangenen, sehr aussergewöhnlichen Wochen in ihrem Ausbildungsbetrieb zusätzliche Praxiserfahrung sammeln.»  
 
Auf den Kopf gestellte Agenda 
Um die Gratwanderung zwischen dem Einhalten der Schutzmassnahmen und der Durchführung von Abschlussprüfungen zu meistern, die den Lernenden die gleichen Chancen bietet und die gleichen Anforderungen an sie stellt wie in anderen Jahren, musste das CPMB seine Agenda umgestalten und die Prüfungen vorziehen. «Das hat es uns ermöglicht, die Halle im Anschluss komplett zu reinigen, um am darauffolgenden Montag für die anderen Lernenden des CPMB bereit zu sein, nach zweimonatigem Unterbruch», freut sich Perret.  
Auch in der Maurerlehrhalle Sursee sind die praktischen Prüfungen für zahlreiche Maurer- und Baupraktiker-Lernende erfolgreich über die Bühne gegangen, auch wenn die Organisation etwas  umständlich war. «Wir mussten unter anderem die Prüfungsdaten mehrerer Kandidatengruppen vorziehen. Auch mussten zusätzliche Flächen freigeräumt werden, um das Qualifikationsverfahren nach den COVID-19 Vorgaben durchzuführen», erklärt der Verantwortliche Patrik Birrer. «Das hat auch finanzielle Auswirkungen, vor allem weil überbetriebliche Kurse unterbrochen oder verschoben werden mussten. Einige Kurse wurden nun auf den Schulbeginn nach den Sommerferien verschoben.» 


Das vom Coronavirus stark betroffene Tessin hat ebenfalls seine Ehre daran gesetzt, den Lernenden die praktischen Abschlussprüfungen zu ermöglichen. «Die jungen Berufsleute waren wirklich froh und dankbar, ihre Ausbildung mit einer ordnungsgemässen praktischen Prüfung abzuschliessen und dabei ihre angeeigneten Fähigkeiten zu beweisen», freut sich Marco Fässler, der Verantwortliche der Maurerlehrhalle in Gordola. 


Corine Fiechter 

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Schweizerischer Baumeisterverband

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