Nein zur 13. AHV-Rente

Im März 2024 stimmt das Volk über eine 13 . AHV-Rente ab. Die allermeisten Rentner benötigen den 8.5%-Zuschlag nicht, aber die Mehrkosten für die jüngeren Generationen wären gravierend.

Höhere Lebenserwartung vor allem für die Älteren

Die Initiative der Gewerkschaften will die AHV-Renten für alle um 8.5% erhöhen. Bei der Einführung der AHV 1948 konnten Neurentner damit rechnen, noch 13 weitere Jahre zu leben. Heutige Neurentner können sich sogar auf 22 weitere Jahre freuen, also über 9 zusätzliche Jahre.

Zum Vergleich: Die Lebenserwartung Neugeborener ist nur um 17 Jahre gestiegen, relativ betrachtet haben die Neurentner also einen grösseren Zugewinn zu verzeichnen.

Mit dem fixen Rentenalter von 65 Jahren bedeutet dies nichts anderes, dass die Beitragszeit an die AHV des durchschnittlichen Arbeitnehmers seit einem halben Jahrhundert bei etwa 40 Jahre liegt, und aber dass die Bezugsdauer von AHV-Renten deutlich zugenommen hat. Das Verhältnis von Einzahlung zu Rentenbezug hat sich in diesem Sinne ungesund zum Rentenbezug verschoben.

Beiträge gesunken und dennoch höhere AHV-Renten?

Eine pauschale Erhöhung aller AHV-Renten wäre vielleicht zu rechtfertigen, falls die betroffenen Pensionäre länger und mehr gearbeitet bzw. höhere AHV-Beiträge geleistet hätten. Nichts davon aber ist der Fall für die jetzige und nächste Rentnergeneration.

Die Erwerbstätigkeitszeit und damit Beitragszeit an die AHV liegt seit Jahrzehnten bei etwa 40 Jahren. Ab 1973 betrug der AHV-Beitragssatz 8.4%, seit 2021 8.7%. Die jetzige und nächste Rentnergeneration musste also während ihres gesamten Arbeitslebens keine höheren Beiträge an die AHV zahlen.

In den letzten fünf Dekaden ist sogar die durchschnittliche Arbeitszeit um ein Viertel gesunken, von rund 2’000 Stunden im Jahr auf nun 1’500 Stunden.

Und dennoch will die vorliegende Initiative die Renten der betroffenen Pensionäre um 8.5% erhöhen, obwohl sie keine zusätzlichen Leistungen erbracht haben. Im Gegenteil: ihre Bezüge von der AHV sind über die Zeit ohnehin gestiegen, weil ihre Lebenserwartung zugenommen hat. Damit wird eine Generation gegen die Folgegeneration ausgespielt.

13. AHV-Rente erhöht Defizit um 85%

Die demographische Lage der Schweiz ist klar: im Vergleich zu heute steigt die Anzahl Rentner um eine halbe Million auf über 2 Millionen Personen. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen, welche die Renten via Umlageverfahren finanzieren, verschlechtert sich rapide.

Nur dank der jüngst angenommenen AHV-21-Reform wird das Umlagedefizit der AHV auf 2030 aufgeschoben, aber danach erzielt die AHV ein Defizit. Das Minus wird von Jahr zu Jahr grösser, bis zum Jahr 2050 summiert es sich auf 135 Mrd. Franken.

Eine 13. AHV-Rente würde zusätzlich einschenken: die Mehrausgaben betragen zu Beginn 4 Mrd. Franken pro Jahr und steigern sich auf 6 Mrd. Franken. Die 13. AHV-Rente sorgt für ein zusätzliches Loch von 115 Mrd. Franken bis 2050 bzw. 85% zusätzlich gemessen am Demographie-bedingten Defizit. 250 Mrd. Franken Schulden im Jahr 2050 wären die Folge. Die Konsequenz sind entweder höhere Lohnabzüge für Erwerbstätige oder höhere Steuern.

Dabei leiden ohnehin die jüngeren Generationen stärker unter den Kaufkraftverlusten der letzten Jahre als die Älteren.

Nur wenige haben Bedarf an zusätzlicher Rente

Eigentlich würde man erwarten, dass die Arbeitnehmer über die Dauer ihrer Erwerbstätigkeit Vermögen ansammeln, das sie im Ruhestand aufzehren, um damit und mit der Rente ihren Lebensstandard zu halten. Tatsache ist aber, dass die grosse Mehrheit der Pensionierten ihr Vermögen nicht verbrauchen, sondern sogar im Ruhestand weiter steigern. Dies gilt sowohl für Einzelpersonen mit tiefem Vermögen (Zunahme von 54 auf 60 TCHF) als auch durchschnittliche Einzelpersonen (von 130 TCHF auf 210 TCHF) und Paarhaushalte (von 370 auf 410 TCHF). Die Rentner müssen also nicht ihre eigenen Ersparnisse nutzen, sie können sie sogar noch vermehren.

Eine kleine Minderheit der Rentner kommt finanziell nicht über die Runden. Aber dann ist es sinnvoll für sie die AHV-Renten oder Ergänzungsleistungen gezielt zu erhöhen. Konkrete Vorschläge liegen im Parlament auf dem Tisch. Aber es ist nicht zu rechtfertigen, dass für alle Pensionierten die Renten um 8.5% mit der Giesskanne erhöht werden sollen zulasten der jüngeren Generationen.

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Luiza Maria Maniera

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