Maurerausbildung wird praxisgerechter

 

Spatenstich bei der Maurerlehrhalle Sursee MLS: Zwei neue Hallen werden das Schalen und vieles mehr wie auf der Baustelle ermöglichen.

 

Beton statt Backsteine: Die Verantwortlichen der Maurerlehrhalle Sursee MLS leisten eine Investition für eine praxisgerechtere und modernere Ausbildung der Maurerlernenden. Künftig werden die Lernenden in den üK-Kursen so ausgebildet, wie es auf der Baustelle praktiziert wird. Dazu werden zwei neue Hallen realisiert. Der Spatenstich fand am 13. Juli 2023 statt, die Investitionskosten belaufen sich auf 3,5 Millionen Franken. «Ich freue mich sehr», meinte Patrik Birrer, Geschäftsführer der MLS «denn unser Ziel ist es, die jungen Leute so auszubilden, dass sie sich auf der Baustelle behaupten können. Sie sollen bei uns so ausgebildet werden, wie es auf der Baustelle gefordert wird. Deshalb gibt es in den neuen Hallen auch einen Kran, die Hallen weisen eine entsprechende Höhe auf. Daher bietet sich die Möglichkeit, in den neuen Hallen praktische Erfahrungen in den Bereichen Versetz-, Tiefbau- und Schalungsarbeiten unter realen Bedingungen zu erlangen. In der heutigen Arbeitswelt konzentrieren sich Unternehmen hauptsächlich auf die Schalungsarbeit. Dennoch umfasst die Ausbildung eines Lernenden weit mehr als das. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, bieten die neuen Ausbildungshallen die Möglichkeit, Ausbildungen im 1:1-Verhälntis ohne Kompromisse durchzuführen.

 

Schritt in die Zukunft

Die neue Strategie begann vor vier Jahren. Ausschlaggebend war ein Schlüsselerlebnis von Bruno Jud, Präsident der Maurerlehrhallen Sursee: «Ich lief durch die Maurerlehrhalle Sursee und stellte fest, dass immer noch das Gleiche unterrichtet wird wie vor über 30 Jahren, als ich die Lehre absolviert habe. Das könne doch nicht sein, dachte ich, schliesslich hat sich die Realität auf den Baustellen seit meiner Zeit als «Stift» ziemlich geändert», erzählt er. Jud bezieht sich damit auf die Tatsache, dass heute auf der Baustelle hauptsächlich geschalt wird, die Jungen das aber nicht lernen. Stattdessen steht das Erstellen von Mauerwerk im Lehrprogramm. «Auch wenn das heute nur einen kleinen Teil unserer Arbeit ausmacht», wie Jud klarstellt. Da muss sich etwas ändern», beschloss er. In Patrik Birrer, Geschäftsführer der Maurerlehrhallen Sursee MLS, fand er einen Verbündeten. Beide beschlossen, die Ausbildung in Sursee praxisorientierter auszugestalten.

 

Mehr Selbstbewusstsein

Es gebe durchaus Argumente für das Beibehalten der alten Lerninhalte, räumt Birrer ein. «So ist das alte Lernprogramm einfacher bewertbar und es hat sich in der Vergangenheit unbestreitbar bewährt.» Allerdings sei es den MLS ein Anliegen, die jungen Lernenden in den üK-Kursen gut auf ihren Berufsalltag vorzubereiten. Dazu gehört, dass sie Grundkenntnisse im Schalen und beim Arbeiten in der Höhe erhalten. Gesägt wird nicht mehr wie bis anhin von Hand, sondern wie auf der Baustelle mit einer Baufräse. Dabei soll die Selbständigkeit der Jungen sowie zielorientiertes Handeln gefördert werden. «Die Unterrichtsformen in der Primarschule und der Oberstufe unterscheiden sich mittlerweile sehr von denjenigen, die es vor zwanzig oder dreissig Jahren gab» erläutert Birrer. «Heute arbeiten die Kinder ab der Primarschule selbständig und selbstorientiert. Der Lehrer ist heute ein Coach, der unterstützt und fördert, nicht mehr einer, der vorne einen Vortrag abspult.»

 

Dürfen Fehler machen

In den üK-Kursen der MLS bedeutet dies, dass die Jugendlichen auch mal Fehler machen dürfen. «Sie probieren aus, selbst Aufgaben zu lösen, zum Beispiel etwas zu schalen. Daraus ziehen sie Erkenntnisse, die teilweise auch auf den Fehlern, die sie gemacht haben, basieren», finden Birrer und Jud. «Das soll so sein. Sie sollen auch Fehler machen können, denn daraus lernen sie.»

Maurerlehrhallen Sursee

Seit 1929 werden in der Innerschweiz Kurse für Maurerlernende durchgeführt. Seit 1942 ist die Institution, damals noch in einer anderen Organisationform, in Sursee angesiedelt, seit 1972 auf dem Areal des Campus Sursee in Oberkirch/Sursee. Sie ist die grösste Maurerlehrhalle in der Schweiz, neun Sektionen des SBV schicken ihre Lernenden nach Sursee. 

 

Über den Autor

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Susanna Vanek

Redaktorin / Spezialistin Kommunikation

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